Konstanze by Elisabeth Herrmann

Konstanze by Elisabeth Herrmann

Autor:Elisabeth Herrmann
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: #subject#
ISBN: 978-3-95818-031-4
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-03-05T16:00:00+00:00


29.

Nachdem Majid die Kemenate verlassen hatte, wusste Vela nicht, was sie tun sollte. Beten? Schreien? Verzweifeln?

Dann entschied sie sich, dass bis auf das Beten alle anderen Impulse wenig dazu beitragen würden, die Situation entscheidend zu verändern. Konstanze und der König waren also bei den Aussätzigen. Zumindest war dies die letzte Möglichkeit, nachdem die Männer das Goldene Tal mittlerweile bis in das letzte Mauseloch abgesucht hatten. Wenn Federico Konstanze dort nicht fand, war sie tot. Der Ausgang dieses Abenteuers war in beiden Fällen von den Folgen her ähnlich verheerend.

Sie gab sich einen Ruck und entschloss sich zum Handeln. Als Erstes machte sie sich auf den Weg nach unten, zu Konstanzes Gemächern. Offiziell hatte niemand etwas von ihrer Degradierung erfahren, also konnte sie noch eine Weile schalten und walten, wie es sich für eine erste Kammerfrau gehörte.

Die Räume waren noch so, wie Vela sie in der Nacht verlassen hatte. Immer noch lagen überall Scherben und Papierfetzen herum. Warum hatte eigentlich niemand aufgeräumt? Dann erinnerte sie sich, dass sie selbst dieser unmöglichen, brutalen Frau die Tür gewiesen hatte. Auch die beiden Mädchen fielen ihr wieder ein. Später wollte sie sich nach ihnen erkundigen. Sie griff sich eine der Wäscherinnen, die gerade schwer beladen mit einem Korb Richtung Dachboden unterwegs war, und hielt sie an, jemanden zum Aufräumen zu holen.

Dann machte sich Vela daran, das Bad zu putzen. Was hatte Majid gesagt? Waschen, waschen, waschen sollte sich die Königin – wenn sie zurückkam. Und danach …

Eine Arbeiterin kam herein und begriff nach einigem umständlichen Hin und Her, was die Condesa von ihr erwartete. Sie hatte einen Besen mitgebracht und begann flink, den Marmorboden zu kehren.

»Wo finde ich den Hakim?«

Die Frau, eine hübsche, fröhliche Sarazenin mit runden Wangen und blitzenden Augen, sah sie fragend an.

»Der Hakim! Der Arzt!«

»Il hakim?«

Sie zog Vela am Ärmel zum Fenster und deutete auf die andere Seite des Sees. Am Ufer, verborgen von Schilf und wucherndem Unkraut, kaum zu erkennen hinter den blühenden Jasminbüschen, lag eine kleine Hütte.

»Danke. Shukran.«

Die Frau kehrte zu ihrer Arbeit zurück.

»Wie heißt du?«

Erstaunt sah sie von ihrer Arbeit hoch. »Fatima.«

Vela nickte freundlich. Damit hatte sich die Möglichkeit einer Konversation erschöpft. Die Frau sprach so viel Latein wie Vela Arabisch. Schade eigentlich. Irgendwie müsste man das ändern, schließlich wollte sie nicht die nächsten dreißig Jahre ausschließlich mit den spanischen Gänsen verkehren. Wo steckten die eigentlich? Sollten sie nicht allesamt im Haus sein?

Als die Condesa den Innenhof verließ und vor das Schloss trat, stellte sie resigniert fest, dass die Mädchen ihren Anordnungen nicht im mindesten Folge leisteten. Der Vorplatz glich einem mittleren Reiselager. Aus allen Ecken des Waldes strömten die Männer der Suchtrupps herein, schwitzend und erschöpft, und wurden mit fröhlichem Kichern empfangen. Ihre Mädchen schenkten Wein aus, trugen Körbe mit Brot herum und entblödeten sich nicht, auf den Bänken und sogar auf dem Boden bei ihnen Platz zu nehmen, um ihrerseits die Möglichkeiten internationaler Konversation auszuloten.

Velas missmutiger Blick fiel auf Alba und Leia. Im Korb zu ihren Füßen welkte die Akelei, während die beiden versuchten, sich mit Händen



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